You’re crazy, honey – Teil 1

Ein wahrhaft authentischer Route-66-Roadtrip

Es ist Juli, ein Donnerstag, 7:00 Uhr. Es riecht nach Kaffee. Der Hund gähnt. Ein leicht bewölkter Tag. Eigentlich alles ganz normal. Aber ich bin aufgeregt, gar nichts ist heute „normal“. Anstatt beim Frühstück zu sitzen, rollen wir langsam los mit unserem Familien-Van. Im Kofferraum, Gepäck für vier Wochen, nur für mich. Noch kann ich es nicht wirklich greifen, was da nun vor mir liegt. Ich hatte zwar ein halbes Jahr Zeit mich darauf vorzubereiten, aber jetzt wo es losgeht, habe ich doch weiche Knie. Wir sind unterwegs zum Bahnhof, wo ich den Zug Richtung Frankfurt Flughafen besteige. Dort treffe ich mich mit Freunden und dann geht es auf Richtung Chicago. Auf die Route 66! Endlich! Als Schüler habe ich ein Referat über diese legendäre Straße gen Westen gehalten und seitdem träume ich davon die „Motherroad“, wie die Amerikaner sie nennen, selbst zu bereisen. Und jetzt knapp 30 Jahre später ist es so weit. Wir werden die komplette Straße von Ost nach West befahren. Und wir reisen nicht mit irgendeinem Mietwagen, wir reisen mit einer Harley und vier Oldtimern, der älteste 69 Jahre alt! Die Ängste der ersten Reisenden, die John Steinbeck in „Früchte des Zorns“ beschreibt, werden wir nachfühlen können, aber davon ahnen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts.

Zu Beginn sind wir zu viert, Andy (Chemiker), Hardi (Akustiker), Sebi (Elektro-Ingenieur) und ich (IT’ler und Fotograf). Eine illustre Mischung an Professionen und Fähigkeiten. Drei von uns sind zwar handwerklich geschickt, haben aber wenig Ahnung von Autos. Sebi ist unser Mechaniker mit den magischen Händen, ohne den die Tour nicht möglich wäre. Uns alle eint die Leidenschaft für alte Autos. Und die sind so unterschiedlich wie wir. Andy fährt einen himmelblauen Ford Mustang, Baujahr 1967. Hardi einen schwarzen Ford Thunderbird, Baujahr 1965, Sebi einen beigen Ford F-100 Pick-Up, Baujahr 1954 und ich selbst einen knallroten Chevrolet Corvair Cabrio, Baujahr 1963. Die weiße Harley Dyna Low Rider, Baujahr 2008 fährt Christiane, Sebis Frau.

Auf dem Hinflug wälzen wir noch Reiseführer, suchen Sehenswürdigkeiten aus dem mannigfaltigen Angebot der 66 heraus und studieren die Werkstatthandbücher unserer alten Schätzchen. Wer weiß wozu es gut sein wird. Ich mache mich mit der Leica SL2-S vertraut, die ich von Leica Deutschland für die Reise gestellt bekommen habe. Eine sehr gute Entscheidung wie sich später rausstellt, denn neben den Abgaskrümmern unserer Motoren wird auf den vier Abenteuer-Wochen auch mein Fotofinger glühen, da es unglaublich viel Material für meine Reisereportage geben wird.

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South Chicago

Wir landen um 16 Uhr Ortszeit in Chicago und haben bereits am ersten Tag noch Programm. Wir fahren mit dem Mietwagen die ersten drei Autos abholen. Wir haben knapp eine Woche Zeit, die Fahrzeuge in einen fahrtüchtigen Zustand zu bringen. Bis dato haben wir nur zwei von den Autos live gesehen und gefahren. Alle anderen wurden aus der Ferne gekauft und sind ein Überraschungspaket. Zuerst fahren wir meinen Corvair holen. Als die Garage aufgeht sind wir erstmal positiv vom optischen Eindruck des Wagens überrascht. Lediglich ein großer Ölfleck vor dem rechten Hinterrad verheißt nichts Gutes für einen Wagen mit Heckmotor. Trotzdem springt er sofort an und lässt sich problemlos aus der Garage bewegen. Der 6-Zylinder-Boxermotor klingt richtig gut, ich bin selig. Jetzt heißt es erstmal sich an den Wagen gewöhnen. In der ersten Kurve nehme ich fast ein parkendes Auto mit. Die Lenkung des alten Schätzchens braucht ein paar mehr Umdrehungen als erwartet, um abzubiegen. Erstes Mal Puls.

Dann geht es weiter zu Thunderbird und F-100. Auch der Thunderbird lässt sich mit ein paar Starterspray-Sprühstößen in den Luftfilter freimütig vom Starten überzeugen. Majestätisch gleiten 5,22 m altes Blech an mir vorbei in die wenig vertrauenserweckende Seitengasse von Süd-Chicago, begleitet von einem sonoren Blubbern des 6,4l V8. Erstes Mal Gänsehaut.

Torsten Krebs Oldtimer Fotografie Volvo P544 Spezial Baujahr 1961
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Kalender 2024

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Alle zwei Jahre wird dieser hochwertige A3 Kalender herausgegeben und zeigt spannende Oldtimer. 2024 werden bisher unveröffentlichte Oldtimer-Portraits und ungewöhnliche Perspektiven der automobilen Klassiker gezeigt.

Pickup, Feuer und Abschleppseil

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Der F-100 erweist sich als harter Brocken. Trotzdem er zuvor bereits knapp 45 Kilometer in die Garage überführt wurde, lässt er sich durch nichts zum Anspringen bewegen. Wir schieben ihn raus und versuchen ihn in der Seitenstraße anzuschieben. Erstmals erregen wir Aufmerksamkeit in der trostlosen Gegend und werden neugierig beäugt. Erstmal raus aus dieser Seitenstraße an eine größere Straße. Schiebend versteht sich. Es fängt an zu Dämmern und eigentlich wollen wir nur weg aus dieser Ecke. Wir versuchen es weiter mit Sprühstößen in den Luftfilter bei gleichzeitigem Anlassen, Sebi dirigiert. Plötzlich Feuer, viel Feuer! Flammen schlagen aus dem Luftfilter. Hektik! Vergaserbrand. Meine erste Reaktion, Luft weg, Haube zu. Eine bescheuerte Idee wie sich rausstellt. Sebi öffnet hektisch die Haube und fängt an sich die Hose mangels Löschdecke auszuziehen. Zeitgleich entledigt sich Hardi seines Ford-T-Shirts und bändigt damit die Flammen. Spätestens jetzt sind wir die Attraktion der Straße. Wenn nicht sogar YouTube-Stars – wir wissen es nicht?!

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Zum Glück hatte ich intuitiv mein heimisches Abschleppseil eingepackt. Wir beschließen den F-100 mit dem Mietwagen abzuschleppen. Mittlerweile ist es dunkel. Das Abschleppen klappt zum Glück ganz gut. Lediglich mein Corvair verkraftet die langsame Fahrt mit viel Stop&Go eher schlecht. Bei jedem Stop geht der Motor aus. Plötzlich verliert er Leistung, mehr als 30 km/h sind nicht drin. Mir wird das erste Mal richtig mulmig. Weil ich zu dem Zeitpunkt das einzige internetfähige Handy habe, ist das zur Navigation im Führungsfahrzeug gelandet und ich kann mich nicht bemerkbar machen. Unsere Funkgeräte sind noch tief im Koffer vergraben. Dann, Auffahrt auf die Interstate, das Adrenalin pulsiert. Irgendwie rette ich mich im Kriechgang über die fünf Spuren der viel befahrenen Autobahn auf die rechte Seite und sehe aus der Ferne die anderen abfahren. Zum Glück nur eine Abfahrt.

 

Angeschlagen und bereits am ersten Abend abgekämpft erreichen wir unsere Ferienwohnung, auch in Süd-Chicago. Langsam verstehen wir, warum uns der Zoll-Beamte so fassungslos angesehen hat, als wir ihm die Position unseres ersten Aufenthalts mitgeteilt haben. „Be careful“ hat er uns als Verabschiedung mitgegeben. Die Gegend ist trostlos und heruntergekommen. Wir sind weit und breit die einzigen Weißen und auch hier eine Attraktion. Insbesondere mit den Oldtimern vor der Tür. Mit einem komischen Gefühl gehen wir ins Bett und versuchen zu schlafen.

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Mustang, Harley und 48 Grad

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Die kommenden Tage holen wir noch den Mustang und die Harley und verbringen die meiste Zeit auf der Straße und Schrauben, Wienern und Tüfteln an den Fahrzeugen. Spätestens nachdem ich mit der Kamera unter dem F-100 liege und ein Gruppenfoto durch den luftigen Motorraum mache, sind wir kurz davor in den Chicago-Reiseführer aufgenommen zu werden. Während unserer Zeit vor der Ferienwohnung kommen sehr viele Menschen vorbei und unterhalten sich mit uns, sogar die Nachbarin kommt rüber geeilt, um uns im Viertel zu begrüßen. Hier scheint man sehr viel kommunikativer zu sein als wir es von daheim gewohnt sind. Lediglich der grummelige Verkäufer im benachbarten O’Reillys Autoteile-Laden, in dem wir die nächsten Tage Stammkunde werden, erinnert an heimische Gefilde. Die Begegnungen mit den Menschen der Gegend sind durchweg positiv. Alle freuen sich über die Klassiker und stellen uns Fragen über die Vehikel und unser Vorhaben und wünschen uns viel Glück. Lediglich der extra anhaltende Feuerwehr-Truck erinnert uns an die Mahnung des Zöllners, die wir zunehmend weniger nachvollziehen können. Spätestens nach einem Besuch eines lokalen Gottesdienstes mit 10.000 Gästen und Hardis Besuch eines ortsansässigen Barber Shops sind wir in der „Hood“ angekommen. Der trockene Kommentar des Barbiers „Man, you have balls to visit my barber shop in that f*** area“.

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Die beiden jüngsten Fahrzeuge, Mustang und Harley, ausgenommen, laufen die Autos zu dem Zeitpunkt noch alles andere als gut. Fast jeder Wagen offenbart in den diversen Kurzstrecken alle möglichen Wehwehchen. Klemmende Getriebe und Fensterheber, ruckelnde Beschleunigung, leere Tanks aufgrund defekter Benzinanzeigen. Die Liste ist lang und lässt nichts Gutes für die Tour erahnen. Schieben, Fehlersuchen und Fluchen sind an der Tagesordnung.  Was erschwerend hinzukommt ist das Wetter. In Chicago und den nächsten Etappenzielen sind es zwischen 35 und 40 Grad. In Las Vegas sind zu dem Zeitpunkt 48 Grad gemeldet. Gift für unsere alten Motoren und natürlich uns selbst. Klimaanlage Fehlanzeige.

 

An Tag 6 stoßen dann noch fünf Mitreisende zu unserer Gruppe hinzu. Andys Frau Silke, Hardis Kumpel Marcus, Hardis Sohn Simon und Sebis Frau Christiane samt Sohn Simon. Unsere Nummer 10 Bibo kommt erst ein paar Tage später in Oklahoma City dazu. Zumindest wenn wir überhaupt bis dahin kommen.

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Lady and Gentleman, start your engines

Nach etwas Sightseeing in Chicago und wachsender Nervosität heißt es dann an Tag 9: „Lady and Gentleman, start your engines“. Bei leichtem Regen rollen wir mit unserem Tross los gen Bloomington. Erstmal nur eine kleine Testetappe von 220 Kilometern zum Eingrooven und vor allem Testen. Erstaunlicherweise verläuft die Etappe vollkommen unspektakulär. Wir lernen an alten Tankstellen die ersten Route-66-Urgesteine in Dwight kennen, sehen den Gemini Giant in Wilmington und besuchen das Route 66 Museum in Pontiac.

In Wilmington treffen wir auf eine amerikanische Familie, die wegen unserer Fahrzeuge total begeistert ist und als wir Ihnen unsere Geschichte erzählen, sind sie völlig aus dem Häuschen. Es zeichnet sich ab, dass die Amerikaner zwar alte Autos lieben und auch viele einen alten Wagen besitzen. Kaum einer kommt aber auf die Idee eine so weite Strecke mit den Klassikern zurückzulegen. Unseren Attraktionsstatus können wir weiter ausbauen.

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Blauer Rauch, Schlauch und Schrauben

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Bis Pontiac läuft alles super. Die Autos laufen, sogar der Fensterheber am Thunderbird funktioniert. Auf der Landstraße geht dann plötzlich die Generator-Warnlampe am Corvair an. Wir sind das letzte Fahrzeug in der Kolonne. Funkspruch an das Führungsfahrzeug. Sebi meint halb so wild, bis zur nächsten Haltemöglichkeit weiterfahren. Die lässt zum Glück nicht lange auf sich warten. Auf den nächsten Metern fängt es plötzlich an zu stinken im Auto, nach verbranntem Gummi. Und das trotz Heckmotor. Mir wird etwas mulmig im Bauch. Als die anderen schon Stehen und wir auf den Parkplatz rollen, bestätigt sich mein mulmiges Gefühl. Alle wedeln wild mit den Armen und fordern mich sofort zum Stoppen des Motors auf. Blauer Rauch steigt aus den Lüftungsschlitzen des luftgekühlten Sechszylinders auf. Feuerlöscher! Hektik! Nach Öffnen der Haube zeigt sich, dass der Keilriemen abgesprungen ist und sich durch den heißen Motor angefangen hat aufzulösen. Keine Flammen, nur schmorendes Gummi. Mit beherzten Griffen zieht Sebi den neuen Keilriemen auf, den der Vorbesitzer schon mitgegeben hatte. Er wusste wohl warum. Danach läuft der Wagen wieder rund. Und auch alle anderen. Wir kommen trotz großer Hitze gut in Bloomington an. Langsam schwant uns, auf was wir uns da eingelassen haben.

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Am nächsten Tag trauen wir uns etwas mehr zu. 380 Kilometer nach St. Louis. Erste Zwischenstopps in Atlanta IL und Springfield IL, dem Geburtsort von Abraham Lincoln. Bereits zu dem Zeitpunkt brennt der Asphalt und Sebi nimmt mit seinem Sohn kurzerhand eine Abkühlung im Brunnen. Beim nächsten Tank-Stopp in Carlinville fängt der Thunderbird an zu Zicken. Er will nicht mehr anspringen. Schnell ist die Benzinzufuhr als Fehlerquelle ausgemacht. Vermutlich ist der Benzinfilter verschmutzt wegen Verunreinigungen im Tank. Mittels Gartenschlauchs und einer kräftigen Lunge bläst Hardi den Filter frei, läuft wieder, mittlerweile hat es 36 Grad und die Sonne brennt weiter. Weit kommen wir allerdings nicht. Seltsame Geräusche an der Harley bewegen uns einen Zwischenstopp einzulegen. Was wir dann finden, verschlägt uns erstmals die Sprache. Alle Schrauben vom Antriebsstrang am Hinterrad des Motorrads sind locker. Und zwar richtig locker. Die Harley war das einzige Fahrzeug, was bei einem Händler gewartet wurde und der hat das scheinbar übersehen. Wir wollen uns gar nicht vorstellen, was alles hätte passieren können. Wenn man nicht alles selber macht.

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Oldtimer-Shooting

Egal ob Scheunenfund oder Show-Room-Beauty!

Sie haben einen eigenen Oldtimer und haben schon viel mit ihm erlebt? Vielleicht wäre ein Oldtimer-Shooting Ihres eigenen Klassikers das Richtige für Sie?

Cozy Dog, Baselbude und Thunderstorm

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Nach einem mittäglichen original Cozy Dog, einer Art Wurst im frittierten Schlafrock, bekommen wir es dann knüppeldick. Zuerst geht der Thunderbird erneut einfach aus. Wieder die Benzinzufuhr. Die Nerven liegen in der Mittagshitze blank. Bloß schnell wieder ins Fahren kommen, wenigstens ein bisschen Fahrtwind für Fahrer und die Fahrzeuge. Diesmal hilft eine neue Benzinpumpe, die sich Gott sei Dank im gut gefüllten Ersatzteilfundus befindet. Erneuter Startversuch – läuft! Für 10 Minuten. Dann erneute Panne im Wohngebiet, gleiches Fehlerbild. Jetzt muss es der Gartenschlauch und die Lungenkraft wieder richten. Mit Erfolg. Weiter geht’s. Bis Staunton, knappe 30 Kilometer weiter. Dann ist der Corvair mit einem ähnlichen Fehlerbild dran. Auch der stottert erst und geht dann aus. Der sogenannte „Kabeldieb“, mit dem wir die Verbindung zur neuen elektronischen Zündung in Chicago hergestellt hatten, hat sich bei der Hitze in seine Einzelteile aufgelöst. Kabel provisorisch verdrillen, Isolierband drum, geht wieder. Je länger die Tour gehen wird, desto mehr sehen unsere Motorräume aus wie Bastelbuden. Aber das ist uns im Moment egal. Was uns nicht egal ist, sind die Meldungen die plötzlich auf unseren Handys erscheinen. Fast zeitgleich bekommen wir in allen Fahrzeugen sehr beunruhigende Unwetterwarnungen auf die Telefone. Kurz drauf kommen die ersten Regentropfen, dann wird es mehr, viel mehr. Heftiger Wind kommt hinzu. Wir fahren kurzerhand auf ein Werksgelände heraus, weil es jetzt für Christiane auf der Harley zu gefährlich wird. Wind und Regen peitschen uns um die Ohren. Kaum sind wir auf den Hof gerollt, geht plötzlich eine Tür auf. Jetzt gibt’s vermutlich ordentlich Ärger. Doch weit gefehlt. Eine superfreundliche Amerikanerin kommt uns entgegen. Ob wir die Kolonne unterstellen wollen. Bitte? Klar wollen wir! Kurzerhand macht Sie uns die Werkshalle Ihres Recycling-Betriebs auf und wir können alle Fahrzeuge und uns trocken unterstellen. Drin angekommen bietet sie uns dann noch den Pausenraum, Getränke und Snacks an. Und das an einem Samstagabend – sie wollte gerade ins wohlverdiente Wochenende starten und Feierabend machen. Ein Engel auf unserer Reise. Nachdem sich das Unwetter ca. 1,5 Stunden später verzogen hat und wir noch ein bisschen an den Autos geschraubt haben, rollen wir weiter zu unserem heutigen Zielort. Nicht ohne uns wenigstens mit einer Kleinigkeit bei unserer Retterin zu bedanken. Das Einzige, was wir auf die Schnelle auftreiben können, ist eine Steige Bier, aus dem Reiseproviant. Aber besser als nichts. Passenderweise Sam Adams Oktoberfest-Bier, als kleine Erinnerung an die „Wet Germans“. Wir kommen erst um 19:30 Uhr in St. Louis an und sind alle gerädert. Leider ist das Hotel genauso heruntergekommen, wie die Gegenden durch die wir in St. Louis gefahren sind. Die Krönung des heutigen Tages. Get your Kicks, on Route 66…

Am nächsten Tag erreichen wir dann erstmals einen neuen Bundesstaat, Missouri. Wunderschöne kurvige Landstraßen in herrlichen Gegenden. Balsam auf unsere Seelen und weil es so gut läuft, fahren wir die 406 Kilometer fast in einem Rutsch durch und haben unseren ersten Tag ohne Panne. Geht doch! Euphorisch springen wir abends in den Hotelpool und träumen von einer pannenfreien Weiterreise.

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You’re crazy, honey – Teil 2

Ein wahrhaft authentischer Route-66-Roadtrip Am folgenden Tag steuern wir Tulsa in Oklahoma an. Heute geht es gleich durch drei Bundesstaaten.

Torsten Krebs Oldtimer Fotografie Mercedes Benz 300 SL Roadster Baujahr 1957

Tagsüber allein im Museum

Der Moment war episch und surreal zugleich. Samstagnachmittag, 14:13 Uhr, ein sonniger, aber kalter Februartag. Der Schlüssel dreht sich im Schloss, die Tür öffnet sich. Mir steigt ein bekannter und geliebter Geruch von altem Leder und Gummi in die Nase. Und dann erhasche ich den ersten Blick. Der Patent Motorwagen VELO von 1898 fällt mir zuerst ins Auge und erinnert mich daran, dass ich hier die Meilensteine der Automobilgeschichte vor mir habe. Hier hat er selbst gearbeitet, der Erfinder des Automobils, Dr. Carl Benz. In den Hallen seiner historischen Fabrik in Ladenburg. Ich trete zusammen mit meinem Assistenten Matthias ein und es wirkt fast wie immer; das Sonnenlicht durchflutet das großzügige Gebäude und über hundert Zeitzeugen der automobilen Vergangenheit warten auf ihre Bewunderung. Aber etwas ist anders. Es ist ungewöhnlich kalt im Museum. Und… ungewöhnlich ruhig. Die Besucher fehlen. An einem Samstagmittag. Es ist „Corona“.